Palliative Care

Lebensqualität fördern und bewahren

Geschrieben von Christine Holitzner-Bade

Viele Menschen und Initiativen haben in den vergangenen Jahren dazu beigetragen, dass die Themen Sterben, Tod und Trauer wieder ihren Platz in der Gesellschaft gefunden haben und noch finden, so auch die Messe und der Kongress „Leben und Tod“.

„Wenn möglich, möchte ich zuhause, nicht allein und ohne Schmerzen sterben“, so der Wunsch der meisten Menschen. Diesem Wunsch gerecht zu werden, gleich an welchem Ort ein Mensch seine letzte Lebenszeit verbringt – ob zu Hause, im Krankenhaus oder in der Pflegeeinrichtung – ist das Ziel der Palliative Care.

Wofür steht der Begriff Palliative Care?

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert Palliative Care als eine Haltung und Behandlung, welche die Lebensqualität von lebensbedrohlich erkrankten Menschen und ihren Angehörigen erhalten und verbessern soll. Dies geschieht durch Vorbeugen und Lindern von Leiden durch frühzeitiges Erkennung, sorgfältige Einschätzung und Behandlung von Schmerzen sowie anderen Problemen körperlicher, psychosozialer und spiritueller Art. Konkret setzten sich interdisziplinäre Palliative-Care-Teams – in denen Mitarbeitende aus den Bereichen Palliativmedizin, Palliativpflege unterstützt durch Psychologie, Seelsorge, Physio- und Ergotherapie, Soziale Arbeit zusammenarbeiten – dafür ein

  • Schmerzen und andere belastende Beschwerden zu lindern
  • erkrankte Menschen zu unterstützen, so lange wie möglich aktiv zu bleiben
  • psychische und spirituelle Aspekte zu integrieren
  • das Leben zu bejahen und das Sterben als normalen Prozess anzunehmen
  • den Tod weder zu beschleunigen noch zu verzögern
  • Angehörige zu unterstützen, die Krankheit eines Menschen und die eigene Trauer zu verarbeiten
  • durch Teamarbeit den Bedürfnissen der erkrankten Menschen und ihrer Angehörigen möglichst gut gerecht zu werden
  • ihre Kompetenz möglichst frühzeitig in den Krankheitsverlauf – z. T. auch parallel zu lebensverlängernden Maßnahmen, wie beispielsweise Chemo- und Radiotherapie, zu integrieren
  • notwendige Forschung zu betreiben, um Beschwerden oder klinische Komplikationen besser verstehen und behandeln zu können.

Der Mensch im Mittelpunkt

Bei allen Bemühungen des Palliative-Care-Teams stehen der kranke Mensch und die ihm Nahestehenden, ihre individuellen Wünsche und Bedürfnisse, im Mittelpunkt und werden mit der haupt- und ehrenamtlichen Hospizarbeit abgestimmt. Die rechtzeitige Einbeziehung von Palliative-Care-Angeboten trägt dazu bei, Lebensqualität zu erhalten oder wiederzuerlangen, wenn eine Heilung der Erkrankung nicht mehr möglich ist, denn es gilt, die zu verbleibende Lebenszeit bestmöglich zu gestalten.

Lebensqualität als Kernaufgabe der Palliative Care

Lebensqualität – Lebenszufriedenheit oder Wohlbefinden – ist sowohl von individuellen Faktoren als auch von objektiven Lebensbedingungen abhängig und von daher so vielfältig wie die Menschen selbst. Sie wird je nach Lebenssituation und individueller Bewertung der eigenen Ressourcen – Lebenskräfte, Lebenskompetenz sowie innere und äußere Lebensstärken – individuell unterschiedlich definiert und verändert sich im Verlauf eines Lebens entsprechend. Dabei beruht die individuelle Lebensqualität im Wesentlichen auf den physischen, psychischen, sozialen und alltagsbezogen Befindlichkeiten, Bedürfnissen und Wünschen des betroffenen Menschen. Der Erhalt der Selbstbestimmung und Selbstverantwortung spielen hierbei eine wesentliche Rolle.

Lebensqualität ist in den letzten Jahren, insbesondere im Zusammenhang mit chronischen Erkrankungen, in der Palliative Care und im Wirksamkeitsnachweis von Interventionen im Alter, zu einem Schlüsselkonzept geworden. Für schwerkranke und sterbende Menschen kann sich die empfundene Lebensqualität im Verlauf der Erkrankung und Behandlung ganz wesentlich verändern. Plötzlich rückt die Schmerzfreiheit oder die Besserung der Übelkeit ganz nach oben auf der Prioritätenliste. Oder noch einmal an die See oder in die Berge fahren zu können, sich einen letzten Wunsch zu erfüllen und scheinbar Unmögliches doch noch möglich zu machen, bestimmen dann den Grad des Wohlbefindens. Dazu benötigen die betroffenen Menschen häufig die Hilfe ihrer Angehörigen und der ehrenamtlich und professionell Versorgenden der Palliative Care.

Für die Mitglieder der Palliative-Care-Teams bedeutet dies, aufmerksam und sorgfältig die aktuelle Lebensqualität und Abweichungen in den Wünschen zu erheben und deren Wiedererlangung für den jeweiligen Menschen bestmöglich zu unterstützen.

Die Rolle der Palliative Care in der Corona-Pandemie.
Dem Begriff der Lebensqualität kommt in Zeiten der Corona-Pandemie eine besondere Bedeutung zu. Wo Sterbebegleitung, Abschied und Trauer unter den Bedingungen strenger Schutz- und Isolationsmaßnahmen kaum oder nur begrenzt möglich sind gilt es, Schwerstkranke, Sterbende und ihre Familien sicher durch die Corona-Pandemie zu begleiten, so auch die Überzeugung der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin (DGP). Dies sei eine gemeinsame Aufgabe der (palliativen) Gesundheitsversorger und der Gesellschaft. Hier zähle jede Geste in Abschied und Trauer.

Veranstaltungen wie die „Leben und Tod“ der Messe Bremen tragen zum gesellschaftlichen Austausch bei, wie Schwerstkranke, Sterbende und ihre Angehörigen so eingebunden wie möglich durch diese Zeit – auch in der Corona-Pandemie – begleitet werden können, ohne dabei die ehren- und hauptamtlich Mitarbeitenden und ihre Ressourcen aus den Augen zu verlieren.

Über

Christine Holitzner-Bade

Krankenschwester; Redakteurin der Fachzeitschrift pflegen: palliativ, Friedrich Verlag

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